Herzlich Willkommen auf dem neuen gemeinsamen BLOG des Karatedôjô Fujinaga Leipzig e.V. und des Budoverein Fujinaga Berlin e.V.!
An dieser Stelle möchten wir dem interessierten Besucher mit Beiträgen, Berichten und Bildern einen Einblick in unser Training, unsere Aktivitäten und unsere Erlebnisse gewähren. Dabei soll immer auch unser Verständnis und unser Antrieb, mit dem wir in unseren Dôjôs Karate praktizieren, zum Ausdruck kommen.
Unsere Vereine widmen sich der Pflege und Ausübung des traditionellen Shotokan-Karate, wie es von der JKA (Japan Karate Association) unter der Leitung von Masatoshi Nakayama entwickelt wurde. Insbesondere wird das Erbe der Lehrtätigkeit von Yasuyuki Fujinaga Sensei in stillem Gedenken die Vereinsmitglieder auf ihrem Weg des Karate begleiten. Er vermittelte den Gründern beider Vereine unschätzbare Anregungen und Einsichten.

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Donnerstag, 17. November 2016

Tag 4 Nihon 2016


Zunächst Exkurs 1: Ich denke ich bin ein Orientierungstyp. Mittlerweile könnte ich Radtouren durch Tokyo organisieren. Die Japaner schauen mich ungläubig an, wenn ich nachts von Shibuya nach Ryogoku fahre – und dabei nicht einmal auf die Karte schaue.
Aber eine Sache werde ich nicht los – komisch wie der Mensch so tickt. Regelmäßig kommt es vor, dass wenn ich gedankenlos abfahre, ohne vorher die Richtung zu sondieren, dass ich entgegengesetzt fahre. Oder etwa Gegenteilig: wenn ich mir zum hundertsten Male vorher genau überlege, ob ich vorne oder hinten in die Bahn einsteige, um am Zielbahnhof optimal auszusteigen – ich liege gleichwohl meist falsch, was mir sonst woanders nie passiert.

Der Grund: Unser Kopf ist Rechtsverkehr gewöhnt und justiert alles danach. Da ist man mit dem Linksverkehr aufgeschmissen – egal ob man intuitiv oder wohlüberlegt agiert. Exkurs 1 Ende.

Trainingstechnisch war ich heute im Kuuyuukai Dojo in Akasaka unterwegs – hier agiert Takahashi Yuko Sensei – nicht nur das hier eine Frau Chefin eines Karate-Dojos ist, 2 der 3 Assistenztrainer(innen) sind auch Frauen. Im Bereich Karate sind vornehmlich Männer als Sensei unterwegs – Frauen als Sensei sind Mitgliederbezogen unterrepräsentativ – da macht das Kuuyuukai Dojo explizit eine Ausnahme.

Beim Karate-Training müssen sich beide Seiten aufeinander einlassen. Für einen jungen weiblichen Sensei ist es besonders schwierig, wenn das Dojo voll mit Männern steht. Bisher habe ich Nakamura (Takagi) Ayano als junges verrücktes Karatemädel betrachtet – nun stand sie mir erstmals als Sensei gegenüber – für beide Seiten eine neue Erfahrung – sie hat mit Bravour bestanden. Sie ist mittlerweile zu einer jungen ernsthaften Frau geworden - frisch verheiratet und bereits Vizeweltmeisterin und aktuell 2malige JKA All Japan Kata Champion ... und ich erwarte noch einiges von Ihr. Ich komme auf meinen Kobayashi Sensei Ibiza Gasshuku Blog zurück - bestimmt sind 50% der Bewegungsdetails von Nakamura Ayano Sensei für mich und meinen Körper illusionär - aber man muss es gesehen haben, die Bilder im Kopf abspeichern und dann im Einklang mit seinem eigenen Körper den richtigen Weg einschlagen.

Zumindest mit der Größe meiner Hände kann ich in Japan immer "punkten"
Das ist etwa mein Bild von JKA-Karate, personell und optisch
 
Bild von Iimura und Tanaka Sensei 1978 im Laden von SHOBU
aber auch Nakamura Ayano Sensei gehört dazu - zum Glück wie ich finde.
Aufgrund der gemischten Gruppen wurden Standards trainiert – und ich bin glücklich darüber – immer wieder zurück zum Ursprung und viele Wiederholungen. Die Summe der eigenen Unzulänglichkeiten ist unermesslich – da braucht es immer wieder solcher Basic-Trainingseinheiten – vor allem wenn man sonst selber vorne steht.
Man erlebt immer wieder und erwischt sich auch selber dabei, dass man durchaus ein Problem damit haben kann, wenn der Sensei vor Einem alterstechnisch der eigene Nachwuchs sein könnte und man zum Zeitpunkt dessen Geburt schon einen schwarzen Bindfaden um seinen Bauch hatte.

Man muss sich darauf einlassen, sonst kann man es auch seinlassen – insbesondere die Altersausrede, die man gerne mal als Joker für sich selber zieht, ist Unsinn – bis 50 etwa kann man vieles kompensieren mit Erfahrung und geschultem Augen – ab 50 muss man wieder mehr trainieren als die jungen Leute, um am Ball zu bleiben – und sich auch auf junge Sensei einlassen – und die müssen den Mut haben dazu.

Hier erinnere ich mich immer wieder an ein Erlebnis vor etwa 6 Jahren – Okuma Sensei war 40 Jahre alt und musste das Honbu Gasshuku Training der Gruppe 6.-8. Dan leiten – ein Großteil der Teilnehmer hätten altersmäßig seine biologischen Eltern sein können und waren schon hochgraduierte Meister, als Okuma Sensei mit Karate angefangen hat. Gleichwohl hat Okuma Sensei das Training um 30 Minuten überzogen und die Teilnehmer kamen klitschnass nach 2 Stunden die Treppen hinunter und sahen nicht glücklich aus – solch ein Vorgang ist für beide Seiten nicht selbstverständlich und vielerorts zerbrechen Karategemeinschaften leider an solchen Konstellationen – siehe etwa Großbritannien nach dem Tod von Enoeda Sensei.

Exkurs 2: Keigo Shimizu Sensei hat heute auf Facebook ein schönen Link zum Heimatland des Karate gelinkt. Das kann man hier täglich sehen und fühlen – auch darauf muss man sich einlassen. Hier meine heutigen Impressionen.
Wolkenkratzer und Hightech bis zum Horizont aber auch Kochen, Essen und Abwaschen an der Straße

Nebeneinander von Grüns, Tradition und moderner Architektur in Akasaka
 

 

 

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